- 26. Okt. 2019 / Samstag 20:00 Uhr
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Die Mampen - Lieder und Geschichten im Transit
„Viele Geschichten sind schwer,
die Mampen finden in den Tragödien
Humor und Hoffnung.“
Uli Kreikebaum - Kölner Stadtanzeiger
Am Anfang erklären die Mampen es schon: „Musik ist die schönste Sprache der Welt, die jeder sofort versteht. Deshalb sind Musiker auch in allen Teilen der Welt zu Hause und können ihre Geschichten erzählen: Von Transit, Flucht, Exil, genauso wie von den schönen Dingen des Lebens: Dem Ankommen, der Heimat, der Liebe.“
Diese könnte auch als Zusammenfassung der Musikrevue „Lieder und Geschichten im Transit“ der neuen Band „Die Mampen“ gelten.
Die Presse und das Premiere-Publikum (30.04.2019, Volksbühne am Rudolfplatz, Köln) sind sich darüber einig: Das zweistündige Programm ist durchweg unterhaltsam. „Ein temperamentvolles Debüt, das die Herzen des multikulturellen Publikums eroberte,“ schreibt die Kölnische Rundschau. Doch die Revue ist zugleich ein Crash-Kurs durch die Weltgeschichte des letzten Jahrhunderts - aus Sicht der Musik.
Die Mampen machen Hard-Core-Multikulti-Musik: Rock’n’Roll und Rembetiko, Calypso und Klezmer, Swing, algerische Chaabi und türkische Schnulzen. Dabei erzählen sie die Geschichten der Songs und ihrer Interpreten, unglaubliche aber wahre Geschichten, teils urkomisch, teils zum Weinen, erzählt wie einst Dario Fo mit seinen Mistero-Buffo-Monologen. Bei den Mampen geht es jedoch nicht um Päpste, sondern um Starlegenden wie den schwulen türkischen Sänger Zeki Müren oder Menschenrechtsaktivist Harry Belafonte.
Einer der Highlights des Abends ist die Geschichte des kürzlich verstorbenen Swing-Gitarristen und KZ-Überlebenden Coco Schumann. Um der Verhaftung bei Gestapo-Razzien in Berliner Nachtclubs der 30er Jahre zu entgehen, KZ-Auschwitz zu überleben, um sich in Australien über Wasser halten zu können und beim ersten Wahlkampf von Willi Brandt musste er immer ein- und dasselbe Lied spielen: „La Paloma“. Schumann erzählte dieses Dilemma seines Lebens um den bekannten Schlager dem Mampen-Frontman Nedim Hazar bei einem Interview vor einigen Jahren.
Persönliche Erlebnisse und Erfahrungen wie diese bestimmten sowohl die Liederauswahl als auch die Geschichten und Szenen von „Lieder und Geschichten um Transit“. Auch persönliche Ansichten spielten eine Rolle: Als Antwort auf den wachsenden Nationalismus in seinem Heimatland und in Europa singt Klarinettist Alessandro Palmitessa aus dem alten Repertoire des mailändischen Liedermachers Giorgio Gaber: „Ich fühle mich nicht als Italiener“. Schlagzeuger Klaus Mages reflektiert über das mühselige Leben des Musikers in der freien Markwirtschaft, wenn er seine singende Säge anstimmt. Sänger und Schauspieler Nedim Hazar muss Harry Belafontes „Island in the Sun“ unbedingt auf Türkisch singen, weil er sich nach seiner einstigen Heimat auf den Prinzeninseln bei Istanbul sehnt.
Zum Programm gehören außerdem Stücke wie „Coconut Women“ ebenfalls von Belafonte, Manu Chaos „Clandestino“, Rachid Tahas „Ya Rayah“ und „Kegome Kegome“ aus dem griechischen Kultfilm „Rembetiko“. Chao, Taha, Belafonte, Coco Schumann, der schwule türkische Sänger Müren und die Rembeten - alle sind sie Mampen. Ihre Stücke erzählen vom Reisenden oder von der verlorenen Heimat, eben „Lieder und Geschichten im Transit“.
Die Musik ist konsequent mehrsprachig; Deutsch, Englisch, Jiddisch, Türkisch, Griechisch, Kurdisch, Italienisch, Arabisch und Spanisch. Aber das scheint ja das Selbstständigste der Welt zu sein, wenn man einmal in die Welt der Mampen eintaucht. „Die Mampen mischen Sprachen, Musikstile, Kabarett, Theater und Konzertelemente, Geschichten vom Holocaust und vom Genozid an den Armeniern (...) und Klamauk. Das gelingt...“ (Kölner Stadt-Anzeiger)
Das gelingt, denn „Mama ist Latina, Papa aus Nepal, ein Horror für die AfD, wir sind jetzt überall!“ – so der „Mampen-Song“, der am Anfang und am Ende der Show vorkommt. Und Frontman Nedim Hazars Sohn, Eko Fresh rappt im Videoclip des Mampen-Songs dazu: „Ich mach mir nichts aus Rechtspopulismus.“ Das sind ein „paar Ver-wirrte, gestresst und ohne Rhythmus.“
Die Szenentexte schrieben Nedim Hazar und der Kölner Kabarettist und Autor Robert Griess. Es inszenierte Heinz Kloss, preisgekrönter Schauspieler und Regisseur aus dem deutschen Theaterbetrieb (Ruhrfestspiele, Schauspiel Essen, Bochum Prinzregent Theater, Gorki Theater Berlin, Düsseldorfer Schauspielhaus, Staatstheater Darmstadt), der ein Faible für die Monologe von Dario Fo hat.